2015-06. Nespresso und die Diversifikation.

Im Magazin pro invent des Österreichischen Patentinhaber- und Erfinderverbandes schreibt Walter Wagner darüber, dass „schöpferischen Menschen mit ihren neu erdachten Lösungen immer häufiger mitgeteilt wird, dass man am Produkt sehr wohl interessiert wäre, lediglich an eine eigene Herstellung nicht gedacht sei.“ Diese Aussage kommt mir sehr bekannt vor.

Walter Wagner sieht „vielschichtige Gründe für die Abneigung gegenüber neuen, verbesserten Produkten, die von außen herangetragen werden. So können sie möglicherweise ein bestehendes, gut am Markt eingeführtes Modell ersetzen. Eine Umsatzerhöhung wäre daher nur marginal möglich.“ Auch diese Ausführung stimmt genau mit meinen Erfahrungen überein. Noch geringer ist die Chance bei Unternehmen, die selbst gerade eine neue Modellreihe auf den Markt bringen. Alles schon erlebt. Das Interesse liegt hier eher in der Marktbeobachtung.

Walter Wagner bringt weiter ein Beispiel: „Ein Erfinder einer neuartigen Kaffeemaschine könnte seine revolutionäre Idee gleich einer ganzen Reihe von namhaften Kaffeeautomatenhersteller anbieten, von denen es alleine in Europa mehr als ein Dutzend gibt. Diese meist monostrukturierten Betriebe als mögliche Lizenznehmer oder sogar als Patentkäufer zu gewinnen ist aber schwierig, es sei denn, die Idee ist par excellence und als Cashcow bestens geeignet. Weitaus erfolgversprechender wäre es, sich beispielsweise an Lebensmittelkonzerne mit eigenen Kaffeeröstereien zu wenden. Wenn derartige Betriebe bereit sind, die Ausweitung ihres Sortimentes – also Diversifikation – vorzunehmen, dann kann das wie im Fall Nespresso ein Erfolgsmodell ganz großer Klasse werden.“

Auch diese wertvolle Empfehlung bestätigt meine Erfahrung – im Strategiepapier ist in der Auswahl potentieller Unternehmen der Aspekt der Diversifikation bereits berücksichtigt.