2015-07. Nur nicht aufgeben

Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen, schrieb Anton Bruckner. Dass daraus dreißig Jahre werden, war nicht vorherzusehen. Im Sommer 1985 entstanden die ersten Ideen zum automatischen Falten von Büropapier. 1985, da waren OPUS mit “Live is Life” in den Charts, Falco mit “Rock me Amadeus”, Tina Turner mit “We Don´t Need Another Hero” und Modern Talking. Madonna kam auf und mit ihr die Leggins, Nico Rosberg wurde geboren.

Aus dieser Zeit stammen auch die Gedanken von Joseph Campbell, einem Professor für Mythologie: „Folgt man seinem Traum, betritt man einen Weg, der ganz genau dem entspricht, was man braucht, um zu machen, was man schon immer tun wollte. Von diesem Augenblick an begegnet man Menschen, die diesen Traum mit einem teilen, und Türen öffnen sich.“

Türen schließen sich aber auch und Träume zerplatzen. Es kommt der nächste und der übernächste. Türe auf, Türe zu, Türe auf, Türe zu. Waren da nicht jene von einem gescheiten, betreuten Jugendzentrum im Ort, oder vor allem von der Schaffung von Arbeitsplätzen gegen die Abwanderung, dann noch der Interreligiöse Dialog, wieder Arbeitsplätze, ein Jugendfonds? Alle waren sie schon in der Projektphase. Türe auf, Türe zu.

Waren es die richtigen Träume? Im Nachhinein gesehen zum Teil sicher nicht. Ich denke nur an eine Produktion in der Region im Hinblick auf Industrie 4.0, der kommenden smarten Fabrik. War die Zeit einfach noch nicht reif? War´s das jetzt? Normalerweise schon – wenn da nicht dieser Weg, den ich vor 30 Jahren betrat, immer noch vorhanden wäre. Dreißig Jahre einem Ziel folgen, dabei jahrelang mit neunzig bis hundertzehn Wochenstunden. Okay, das war dann idiotisch und letztendlich extrem ungesund und kontraproduktiv. Bei Krebs hört sich der Spaß auf. Es ist kein Besessensein von einer Idee, keine Blindheit oder Realitätsverweigerung, sondern eine Verknüpfung von einem nicht Aufgeben und einem ständigen Infragestellen.

Joseph Campbell schrieb noch: „Man braucht Mut um das zu tun, was man möchte, denn die anderen haben immer einen Haufen Pläne für uns. Frei sein beinhaltet auch immer, einen eigenen Weg zu wählen, und jeder Schritt kann das Schicksal verändern – und das macht manchmal große Angst.“ Und dann weiter: „Was ich brauchte, kam immer genau dann, wenn es notwendig war.“

So bin ich weiter auf diesem Weg unterwegs. Er ist noch immer mühsam zu beschreiten, aber um vieles attraktiver und erfolgversprechender als je zuvor. Wo er – über die wirtschaftliche Zielsetzung hinaus – hinführt und was danach kommt? Ich weiß es nicht, nichts geträumt, aber es wird toll werden. Da habe ich das Vertrauen und den Glauben. Nichts auf der Welt ist mächtiger, als eine Idee deren Zeit gekommen ist. (Viktor Hugo)

Für Dorothee Sölle bedeutet christliche Mystik: „Grenzenlos glücklich, absolut furchtlos, immer in Schwierigkeiten“. Von der zweiten Eigenschaft bin ich ziemlich entfernt, arbeite jedoch daran.