Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus startete auch die tägliche Betreuung durch eine Heimhilfe. Die Organisation war sehr erfreut, in unserer Familie Ansprechpartner zu haben. Hilda, diese sehr misstrauische, aber auch stark herausfordernde alte Dame – ein typischer Skorpion – gewann wieder etwas Vertrauen und wir waren, ehe wir es so richtig mitbekamen, mitten im Geschehen. Antrag auf Erhöhung der Pflegestufe, Unterstützung der Heimhilfe, Tierarztbesuche, ergänzende Einkäufe erledigen, Termine koordinieren und oftmaliges Vermitteln zwischen ihr und den Heimhelferinnen. Dazu eine sehr bemühte und engagierte Dame: „Wir betreuen in unserer Organisation über 1000 Klienten. Wären davon nur 10 Leute so wie Hilda, würde das System crashen.“ Die Heimhelfer und –helferinnen waren nicht zu beneiden. Es dürfte Tage gegeben haben, an denen der Besuchsdienst nur schwer möglich war, da niemand zur Hilda wollte.
Zwischen dem ständigen Betreuer sowie der nachfolgenden Betreuerin und uns entwickelte sich eine persönliche Freundschaft. Beide hatten zu Hilda eine stärkere emotionale Bindung aufgebaut und konnten sehr gut auf ihre Eigenheiten eingehen. Dass der eine Betreuer sich in ein anderes Viertel versetzen ließ, nur um einen sich zusammenbrauenden Riesenkrach mit Hilda zu vermeiden, konnte ich erst nachvollziehen als er seinen Entschluss begründete: Er wollte damit das von der Freundschaft mit ihr noch vorhandene Schöne und Wertvolle positiv in Erinnerung behalten und es nicht durch einen Streit auslöschen.