Unsere Fahrten nach Wien wurden immer häufiger, ebenso die Telefongespräche. Hilda rief bis zu zehnmal pro Tag an. Die Anspannung bei uns war enorm. Eine große Erleichterung brachte die Sperre ihres Telefonanschlusses durch die Post. Hilda merkte sich die Nummern immer schwerer und kam dann irgendwie zu einer Telefonauskunft, welche Gespräche gleich weitervermittelt und dafür auch Gebühren verrechnet. Damit sprang ihre zweimonatliche Telefonrechnung von durchschnittlich 500,– EUR auf mehr als 1600,– an. Die Konsequenz waren ein neuer Telefonapparat mit großen Ziffern und programmierten Tasten sowie die Vereinbarung über möglichst fixe Anrufzeiten. Was dann auch ganz gut funktionierte. Ab dieser Zeit unterstütze ich sie auch in ihren finanziellen Dingen.
Nachdem mein Zeitaufwand immer größer und mein Auto immer reparaturanfälliger und unzuverlässiger wurde, entschied ich mich, es zu verkaufen und auf öffentliche Alternativen umzusteigen. Die logische Überlegung dabei war: Als Nachtarbeiter stehe ich prinzipiell etwas später auf. Wenn ich nun sehr zeitig aufstehe, mit der ersten möglichen Fahrgelegenheit nach Wien fahre und während der Fahrt weiterschlafe, komme ich etwa zu jener Zeit an, zu der ich normalerweise beim Frühstück sitze. Damit verliere ich keine Zeit. Genauso funktioniert es bei der Rückfahrt, wenn ich in der WG meiner erwachsenen Kinder übernachte. Fahre ich noch am selben Tag zurück, kann ich während der Fahrt lesen oder mit dem Laptop arbeiten. Auf diese Weise kamen in den vergangenen zweieinhalb Jahren etwa 120 Wienfahrten mit 37.000 km zusammen, und hunderte U-Bahn-Fahrten. Mein ökologischer Fußabdruck verbesserte sich enorm. Na gut, es war schon auch eine ziemliche Überwindung, nicht mehr selbst zu fahren.