1985. THE DAY OF BASE

Mittwoch, 30. Jänner 1985, drei Tage vor den Semesterferien – der Innenausbau wird rechtzeitig fertig, die Betten sind überzogen und die Zimmer ausgebucht. Um etwa 3 Uhr morgens entzünden sich Poliertücher in einer der Wohnungen. Der Inhaber des Hotels Drei Hasen wird von seinem kleinen Sohn geweckt und sieht die ersten Fenster zerbrechen. Es wird der größte Brand in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mariazell. Die Kronenzeitung berichtet auf der Titelseite. Das biologische Dämmmaterial brennt sehr gut, zwölf Stunden dauert es bis zum „Brand aus“, alles schwimmt, überall Wasser und Eis – bei etwa minus 30° Außentemperatur. Einzig der Wohnbereich und das Geschäftslokal bleiben Gott sei Dank weitgehend intakt.

So habe ich mir den Plan Gottes nicht vorgestellt. Wobei ich zugeben muss, dass dieses Feuer auf mich enorm befreiend wirkte. Jetzt gibt es zumindest eine klare Ausgangsposition. Zu dieser gehört allerdings auch eine weitere Herausforderung: Vor der Wiedereröffnung ist der Ausbau im Feuerversicherungsvertrag noch nicht berücksichtigt. Es wird deshalb nur der vor dem Umbau vereinbarte Vertragswert ausbezahlt.

Brand

Was tun? Die Betriebe auflösen, abwandern, oder zumindest das Haus wieder soweit instand bringen, dass die Eltern weiter darin wohnen können? Weshalb wir diesen zunächst favorisierten Weg nicht gehen, hat einen gänzlich unerwarteten Grund: Wir erfahren nach dem Dilemma so viel Hilfsbereitschaft und Unterstützung im Ort, dass wir gar nicht anders können, als hier zu bleiben. Also Wiederaufbau, die Chance auf einen Personenaufzug nützen, Neustart und – höhere Schulden wegen der Unterversicherung. Wesentlich ist jedoch die Neuausrichtung als Bio-Pension. Mit natürlichen Baumaterialien und Dämmstoffen, abgeschirmten Kabeln, Netzfreischaltern und Vollholzmöbeln schaffen wir den ersten Biogästebetrieb in Österreich mit einem Gutachten des Institutes für Baubiologie. Meine insgesamt zwei Jahre am Bau dürften sich auch ausgezahlt haben. In den Nächten sitze ich jetzt über den Plänen, tagsüber bin ich Zuträger und Hilfsarbeiter, verfliese aber auch selbständig so an die 15 Bäder, WCs und Küchen, verlegte Parkettböden, male die Räume aus und leide an Schlafmangel.

Bei der Bewerbung des Hauses fühle ich mich dann so richtig in meinem Element und Direct Mailing ist eines meiner Lieblingsthemen. Doch bald die nächste Herausforderung: Im Sommer, während der letzten Hektik vor der Fertigstellung der ersten bereits vorbestellten Gästezimmer, falle ich mit einer Grippe aus. So ärgerlich dies zunächst auch ist, bringt sie dennoch Sensationelles, etwas, worauf ich schon seit Jahren wartete – die Idee zu einer attraktiven Erfindung.