2015-03. DIE NEUE KULTUR DES SCHEITERNS

Vergangene Woche stand als Leitartikel in ‚Die Presse‘ von der „österreichischen Unkultur des Scheiterns“ zu lesen: Im Franziskanerkloster in Wien präsentierte Damian Izdebski, der ehemalige Inhaber seines in Insolvenz geratenen Unternehmens DiTech, vor hunderten Menschen sein Buch mit dem Titel „Meine besten Fehler“. Selbst Außenminister Sebastian Kurz war anwesend und hofft, dass dieses Buch „einen Kulturwandel in Österreich“ auslösen werde. Das Land müsse eine Kultur des Scheiterns entwickeln. Am Sonntag war Damian Izdebski auch bei Claudia Stöckl in „Frühstück bei mir“. Matthias Auer merkte, ebenfalls in der Presse, dazu an, dass in Österreich eigens Bücher darüber geschrieben werden müssen, damit sich Unternehmer nach einem Konkurs nicht automatisch aus Scham ins unternehmerische Exil flüchten müssen. In den USA ist es anders, da steigt dein Ranking. Du hast ja aus der Erfahrung gelernt. Angeblich hat das etwas mit der Weite des Landes zu tun. Wenn du dort früher einmal massiv scheitertest und dich blamiertest, bist du einfach jeweils solange nach Westen weitergefahren oder geritten, bis dich niemand mehr kannte und du wieder neu startetest.

Ich bin nicht geflüchtet als wir vor drei Jahren mit unserer Firma scheiterten. Der Aufbau des weltweiten Vertriebes sowie die Realisierung des erst im Laufe der Entwicklung erkennbaren enormen Potentials erforderten Betriebs- und Geldmittel, die unsere Möglichkeiten ausreizten und letztendlich, bedingt durch das Zusammentreffen mehrerer äußerer, nicht beeinflussbarer Faktoren zum Ende führten. Es lief extrem blöd und die gesellschaftlichen und finanziellen Herausforderungen waren enorm und noch lange präsent. Aber wie schrieb ein John Shedd: „Ein Schiff im Hafen ist sicher. Doch dafür ist ein Schiff nicht gemacht.

Sicher gab es auch intern genug Entscheidungen, die wir im Nachhinein gesehen so nicht mehr treffen würden. Auch wenn die Ursache nicht bei der Technik selbst lag, fand ich es dennoch als unfair, dass die Gesellschafter, Investoren und Investorinnen sowie andere Betroffene durch „meine Erfindung“ Geld oder Job verloren. Bei den Gesellschaftern war deren Argument tröstlich, dass es letztendlich ihre frei Entscheidung war, sich an dem, auch aus ihrer Sicht attraktiven Projekt zu beteiligen. Dies gilt ganz besonders für den Geschäftsführer, der am stärksten betroffen war und dazu noch die meiste unsachliche Kritik einstecken musste.