1972. ERSTES AUTONOMES JUGENDZENTRUM IN DER STEIERMARK

Anfang 1970 lebten in der Region mehr als doppelt so viele Jugendliche als es 2014 sein werden – bei damals übrigens nur der Hälfte der heutigen Weltbevölkerung. Der Besuch einer weiterführenden Schule ist nicht die Regel. Diejenigen, denen es dennoch ermöglicht wird, siedeln vorwiegend nach Wien oder nach Graz. Mit ihnen kommen auch die neuesten Trends mit nur kurzer Verzögerung in der nördlichsten Gemeinde des „wilden Bergvolkes hinter dem Semmering“ (altes Lexikon aus der Zeit der Monarchie) an.

In diesem Jahr entsteht in meinem Freundeskreis der Wunsch nach einer Alternative zur Disco. Einer Location, wo wir ungestört tratschen können, nicht unbedingt etwas konsumieren müssen, unsere eigenen LPs abspielen und unter uns sein können. Ein Kellerraum in unserem Haus erweist sich dazu als geeignet. Die zentrale Lage, der freie Zugang im Haus, das WC in der Nähe, perfekt. Das Pult für den DJ, das zwei junge Tischler aus unserer Gruppe gestalten, hält einem Vergleich mit der örtlichen Disco leicht stand.

Club024

Unter dem Namen Club Downstairs 25 entfaltet der Treffpunkt bald ein Eigenleben. Während ich eine Etage höher im Laden meines Vaters Wurstsemmeln verkaufte, entwickelt sich in den Kellerräumen das wahrscheinlich erste autonome Jugendzentrum der Steiermark – wie vierzig Jahre später Carina Ebli und Patricia Townsley in ihrer Diplomarbeit an der UNI Graz beschreiben werden.

 

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