2015-06. 5| HILDA R.

Die nächste Herausforderung kam mit dem Wunsch von Hilda, zu uns zu ziehen. Es war sehr mühsam, ihr zu vermitteln, dass für sie ein Pflegeheim wesentlich attraktiver wäre. Wie erklärst du das aber einer Frau, die noch das Bild einer Pflegeanstalt der Fünfzigerjahre im Kopf hat, die ihre Mutter aus dem Pflegeheim Lainz zurück holte und dann selbst betreute. Wir besuchten als Jugendgruppe in den Siebzigerjahren auf eine Initiative von Pater Sporschill regelmäßig alleinstehende Menschen in Lainz. Der heutige Standard ist nicht mehr vergleichbar mit den damaligen Schlafsälen.

Hilda unterschrieb den Antrag auf eine Heimförderung. Damit war der erste Schritt zu einem Heimplatz gegeben. Der war auch schon dringend nötig, da die Heimhilfe wegen der beginnenden Demenz und wegen nicht vorhandener Voraussetzungen die Einstellung der Betreuung ansprach. Hilda war an ihre Wohnung gefesselt und schon jahrelang nicht mehr außer Haus. Der Rollstuhl, den wir besorgten, passte nicht in den Aufzug. Laut Heimhilfe wurde die Situation zunehmend menschenunwürdig.

Es dauerte noch ein Jahr, bis das Okay für die Finanzierung eines Heimplatzes kam. Hilda machte immer wieder Rückzieher und bremste bei den erforderlichen Untersuchungen. Sie will nicht ins Heim, will zu uns kommen oder zumindest bei ihren Tieren bleiben.

NinaDann starben eine der beiden Katzen und etwas später bei einer Operation auch ihr Hund Nina. Er war wirklich ein außergewöhnlich lieber Hund und er war auch sehr intelligent. Als Hilda letztes Mal aus dem Krankenhaus zurück in die Wohnung gebracht wurde, kam er ihr voll Freude mit ihrem Gebiss in seinem kleinen Maul entgegen. Sie verlor es vor der Einlieferung ins Krankenhaus. Nina sah aus wie aus der Pediree-Werbung. Auch wenn der Tod von Nina traurig und eine totale Katastrophe war, erhöhte es die Chance, dass Hilda in das Heim gehen würde, sobald ein Zimmer zur Verfügung steht.