2015-05. Papierstreit geht in die nächste Runde.

Wenn der Bundesverwaltungsgerichtshof die Bundesbeschaffungs GmbH wegen eines rechtswidrigen Vergabeverfahrens zu einer Geldbuße von 367.000,– Euro verdonnert, diese sich dagegen wehrt und die Sache zum Verfassungsgerichtshof bringt, ist das ziemlich kurios. In der Ausschreibung ging es um Küchenrollen, Papierhandtücher und WC-Papier. Der Hintergrund: Vielfach bieten Bereitsteller von Hygienepapierspendern diese in einem geschlossenen System von aufeinander abgestimmten Papierrollen und Spendern an. Bei einer Neuausschreibung für das Papier geht es demgemäß auch um eine Systementscheidung. Das Papier eines anderen Anbieters bedingt die Umstellung auf dessen Spendersystem. Wieweit das Festhalten an einem bestehenden System zulässig ist, ist strittig. Jedenfalls ein mir mittlerweile schon sehr vertrautes Thema.

Aber nicht nur mir – letzte Woche hatte ich Besuch aus Deutschland von einem Handelsvertreter u.a. für Waschraum- und Toilettenzubehör. Er entwickelte ein Kartuschen-System für Hygienepapierspender und stieß bei seinen Recherchen auf meine Technologie. Sehr interessant, gleiche Ansätze, gleiche Erfahrungen mit der Branche, als Bauteilezulieferer für Schulen kam bei ihm noch das Thema Vandalismus dazu. Sein Kartuschen-System ist ein geschlossenes System mit eigenem Papier und einer andere Bereitsteller-Zielgruppe als mein offenes System für handelsübliche Klopapierrollen. Das Arbeitsmodul ist für beide Varianten ausgerichtet.

Einen enormen Impuls brachte allerdings die intensivere Auseinandersetzung mit den beiden unterschiedlichen Anwender-Zielgruppen. Mein System war für „Falter“ ausgerichtet, seines für „Knüller“. Bekanntlich sind zwei Drittel der Österreicher Falter, in Deutschland sind es 90%, in Frankreich und in England wird zu einem Drittel geknüllt, in den USA vorwiegend. Weltweit hält sich das Verhältnis etwa die Waage.

Ich gebe zu, die Knüller waren für mich kaum ein relevantes Thema. Und jetzt das, ein echter Knüller. Selbst an der Technik ging dieses Treffen nicht spurlos vorüber. Das ganze System überdacht und teilweise auf den Kopf gestellt, die erste Computersimulation zu Überprüfung der Änderungen gezeichnet, alles schon ausgeführt mit dem großen Ergebnis: Ein Faltmodul, das sowohl für Falter als auch für Knüller geeignet ist. Dieser Impuls kommt genau vor dem Start der nächsten Entwicklungsphase. Er bringt somit keine Projektverzögerung. Eines aber bringt er: Den gemeinsamen Markt der Knüller und Falter.