2015-03. 2| MARIENVEREHRUNG

Die früher selbstverständliche Zugehörigkeit zur Kirche mit ihren Institutionen und Einrichtungen wird immer mehr, wenn überhaupt noch, in Frage gestellt. Ein vielfältiges Angebot an Alternativen verspricht den Menschen Glück und Heil. Sinnsuche und Sehnsucht mit all ihren Fragen bleiben meist dennoch. Auch die heute nur mehr schwer nachvollziehbare mittelalterliche Marienverehrung verlor im Zuge der Reformation und der Aufklärung immer mehr an Bedeutung. Die beiden eher umstrittenen Dogmen brachten keine nachhaltige Verbesserung. Die traditionelle Marienverehrung bietet den Menschen kaum mehr Antworten auf die Fragen der Zeit. Erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit der Rückbesinnung auf die biblische Maria und den Aufbrüchen der feministischen Theologie und der Befreiungstheologie kehrt Maria wieder zurück.

Christiane M. Koch möchte mit ihrem Buch vermitteln, „dass Maria, die Erdentochter, das Leben kennt und ihr nichts Menschliches fremd ist“. Im Lukasevangeliums findet sich dazu eine verstörende Stelle: Der prophetische Simeon spricht im Tempel zu Maria und Josef vom Stein des Anstoßes, der ihr Kind werden wird, und vom Zeichen, das es sein wird und dem widersprochen wird. Maria aber selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damit wird die Schicksalsgemeinschaft angesprochen, die zwischen Maria und Jesus besteht. So wie Jesus wird auch sie von Leid und vom Tod ihres Sohnes betroffen sein.

Trotz ihrer eigenen Probleme nimmt Maria Anteil am Leid der Menschen, die mit ihr verbunden sind. Sie ist weltoffen, nimmt ihr Leben in die Hand und gestaltet es voll Gottvertrauen. Sie ist mit pfingstlicher Begeisterung erfüllt, die auch Schweres im Leben in neuem Licht sehen lässt.

Maria akzeptiert das zunächst sinnlos Erscheinende, Unverständliche. Sie vertraut in großer Gelassenheit und „sie bewahrte alles in ihrem Herzen“. Für Maria sind also nicht nur ihre Erkenntnisse, sondern auch ihre offenen Fragen, ihre Rätseln als kostbares Gut in ihrem Herzen bewahrt.

Maria, die im Magnifikat den „heiligen Umsturz“ besingt, gibt als Vorreiterin Mut und Kraft, gegen verkrustete Strukturen in Kirche und Gesellschaft einzutreten. Sie zeigt die eigenen Trugbilder selbst aufzudecken und weckt die Sehnsucht nach wahrer Identität.