2015-03. MARIAZELL

Geschafft, ich konnte jetzt endlich den Theologischen Kurs (sehr empfehlenswert!) abschließen. Einen Fernlehrgang, angelehnt an die Fächer eines universitären Theologiestudiums mit Studienwochenenden und Prüfungen. Durch die zeitbedingte Wiederholung wurden es zwar zwölf statt der sechs Semester, dafür hörte ich den ganzen Stoff zweimal. Auch jenen über ein zeitgemäßes Bild der biblischen Maria. Da vernimmst du die vielen Facetten der Marienverehrung und denkst dir: Wir leben in einem der bekanntesten Marienwallfahrtsorte. Der Großteil von uns lebt direkt oder indirekt von der Wallfahrt oder profitiert zumindest von der Marke „Mariazell“ und du fragst dich dann, was wissen wir eigentlich über diese Frau in der Basilika – außer der Geschichte vom Mönch Magnus? Ziemlich paradox. Für meine Abschlussarbeit wählte ich deshalb bewusst einen dementsprechenden Inhalt:

Mariazell, Magna Mater Austriae, Österreichisches Nationalheiligtum, Mitglied der Shrines of Europe – der sechs bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Europas. Das Wallfahrtswesen ist mir von klein auf vertraut. Es bildete für meine Familie fast ein Jahrhundert lang die wesentliche wirtschaftliche Grundlage. An unserem Haus befindet sich ein häufig fotografiertes Mosaik mit einer Mariendarstellung. Im Eingangsbereich in einer Mauernische eine Lourdes-Madonna. Maria also überall, nur ich sah sie nicht. Auch in der Basilika fest-bekleidet, ist nur ihr gekröntes Haupt sichtbar. Einzüge, Auszüge, Umzüge – ich sehe noch immer oft zu, war selbst auch dabei. Nur Maria sah ich nicht. Ich sehe aber die tiefe Ergriffenheit unzähliger Pilger und Pilgerinnen, höre die oft inbrünstigen Gesänge, die einen nicht unbe­rührt lassen können. Ist das jene Volksfrömmigkeit, deren Auslaufen prophezeit/gewünscht wird? Wird Mariazell zum religiösen Bad Ischl, als Erinnerung sowohl an die Verbundenheit mit dem Haus Habsburg, als damit auch an die Bedeutung Marias speziell zur Abgrenzung gegenüber dem Protestantismus? Liegen die Epizentren des Christentums längst nicht mehr in Mariazell, Medjugorje oder Assisi, sondern in der Dritten Welt? Wird die jahrhundertealte Augenauswischerei mit der hehren Stellung der Mutter Gottes nicht mehr viel länger glaubwürdig sein? (beides: Janko Ferk, in „Die Presse“, 2013).