1983. FINGERZEIG

Ob Schnapsidee oder Hirngespinst – die Ernüchterung ist da, die Begleitung von Jugendlichen wurde inzwischen jedoch ein wesentlicher Bestandteil meiner Freizeitaktivitäten. Dies sollte 35 Jahre so bleiben. Und auch die Themen Sucht, Prävention und Therapie lassen mich nun nicht mehr los. Es folgt eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen und ich bin dazu auch viel unterwegs. Ob bei der Eröffnung der Drogentherapiestation Mödling oder bei den Gesprächen mit Prim. Dr. G. Pernhaupt, dem Gründer vom „Grünen Kreis“ – nun Österreichs größte gemeinnützige Institution zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen, oder bei Exkursionen in Kalksburg, ich bin mit dabei.

Auch das Bedürfnis, meine gewonnenen Erfahrungen und das erlernte Wissen zu vertiefen, ist weiter ungebrochen. Was jetzt tun. Der Lösungsvorschlag kommt von meiner damaligen Freundin aus Wien: „Studier einfach Psychologie, das liegt dir sicher und du erhältst die Kompetenz, die du dir wünscht.“ Tolle Idee, nur gibt es da ein Problem – ohne Matura, nur mit einem Handelsschulabschluss bekomme ich keine Studienberechtigung. Daher einerseits die Matura als Fernmatura nachholen und andererseits trotzdem bereits Vorlesungen als außerordentlicher Hörer besuchen.

Es macht wirklich Spaß und ich bin auch erfolgreich. Bis zur Biologie-Prüfung. Wie üblich gut vorbereitet, sollte sich ein „sehr gut“ ausgehen. Ich bekomme aus einem Katalog von etwa 170 Orientierungsfragen des gesamten AHS-Stoffes zwei Fragen vorgelegt. Zwei Fragen über zwei Themen, von denen ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. „Nicht genügend“. Wie sich später herausstellt, hatte ich nach alten Skripten, in denen diese beiden Themenkomplexe noch nicht behandelt wurden, gelernt. Zwei von 170 – das kann doch kein Zufall sein.

Es ist wie ein Fingerzeig – kümmere dich zunächst einmal um den Betrieb und um dein gesicherteres Einkommen und mache erst einmal die Matura fertig. Studieren kannst du dann immer noch. Was mich so sicher macht, diese Entscheidung ohne langes Grübeln zu treffen, sind vorangegangene intensive Glaubenserfahrungen. So richtige, wo es dich vom Hocker wirft. Was bei mir, im wahrsten Sinne des Wortes, auch zutraf. Es war damals im Kellerlokal, das mit dem Hocker.

Mein Zugang zum Glauben entsprach bis dahin dem meiner Eltern und dem der damaligen Zeit. Diese brachte auch die Auseinandersetzungen mit anderen Religionen. Meinen ersten Koran erwarb ich so um 1970 herum, ebenso die Bhagavad-Gita, Siddartha von Hesse oder „Da Jesus und seine Hawara“. Dazu kamen Berge von Büchern über Philosophie, Parapsychologie, PSI und vieles andere – und die faszinierenden Erfahrungen mit Pendel und der Telepathie. Erfahrungen, die mein rationales Weltbild ganz schön durcheinander warfen. Speziell die Arbeit mit dem Pendel im Zusammenhang mit dem Bombenleger Franz Fuchs, der vor 20 Jahren vier Menschen in Oberwart ermordete und reihenweise Briefbomben verschickte. Ziemlich krass, vielleicht schreibe ich einmal darüber.

Lebenswege verlaufen selten geradlinig und jene die auf diesen nicht lernen, zerbrechen daran. Ich habe gelernt und wurde letztendlich – vor allem auch der Gemeinschaft wegen – aktives Mitglied bei der Katholischen Arbeiterjugend und bereits 1974 Pfarrgemeinderat in Mariazell.